Kloster Einsiedel
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Kloster Einsiedel - Film vom archäologischen Park im Anschluss an folgende Geschichte -

Eine sonderbare Begegnung

Es ist Sonntag, die Sonne lacht, was kann also schöner sein, als beim Wandern die Natur zu erkunden.

Gut ausgeschlafen, ein Blick durchs Fenster hinaus in den erwachenden Frühling, weckt an einem wunderschönen Maienmorgen die Lust in mir, eine größere Wanderung zu unternehmen. Schnell ist die Route festgelegt, Brotzeit, Vorrat gegen den Durst und für den Notfall das Handy in den Rucksack gepackt und schon geht’s los.

Es ist wirklich ein traumhaft schöner Morgen, die letzten Nebelschwaden liegen über Main und Wald, die Luft ist frisch und mit jedem Atemzug genieße ich den prickelnden Duft des erwachenden Frühlings.
Locker tragen mich meine Schritte hinein in den Spessartwald, hinauf zum  Höhenwanderweg rund um das Seitental des Maines, rund um das Sindersbachtal.
Wie oft bin ich schon auf diesem Weg gewandert, denn es ist berauschend diesen Weg zu gehen. Vorbei an mächtigen Eichen, an stolzen Buchen, an schier undurchdringlichen Fichtenhainen führt der Weg hinauf die Sohlhöhe zum Oberbecken, einem Stausee des Pumpspeicherwerks, der Gesang der Vögel ist mein Begleiter. Auf einer Aussichtsplattform am höchsten Punkt öffnet sich der Blick hinaus über die schier unendlichen Weiten des Spessarts.

Dann geht es weiter, am Kathrinenbild vorbei zur Bayerischen Schanz, in der dortigen Waldschenke ist nach 18 km Wanderung dann wohlverdiente Rast.
Aber noch liegt eine lange Wegstrecke vor mir. So mache ich mich bald wieder auf, auf der Birkenhainer Landstrasse, der alten Handelsstrasse unserer Vorfahren zurück ins Maintal, in meine Heimat.

Inzwischen ist es richtig warm geworden und der aufkommende leichte Windhauch lässt die Blätter geheimnisvolle Melodien rauschen. Horch, war da nicht der Ruf eines Käuzchens und was raschelt dort so seltsam im Unterholz.
Der lange Weg macht meine Beine müde und gerade im richtigen Augenblick taucht nach einer Wegbiegung eine Bank auf. Es ist noch früher Nachmittag, also kann eine Rast nicht schaden. 
Still, die Augen halb geschlossen sitze ich da und lausche den Lauten des Waldes und wie in einem Traum verliert sich die Zeit.
Irgendwie muss ich eingeschlafen sein, denn durch fernes Rufen komme ich langsam wieder zu mir.
Seltsam, ich lag auf weichem Waldboden, von einer Bank keine Spur und der Wald wirkt irgendwie gespenstisch fremd auf mich.
Wo war ich, war ich noch auf meiner Strasse, war ich auf dem richtigen Weg, auf dem Weg zurück in meine Heimat?

Horch, sind da nicht Stimmen, zuerst noch ganz fern, dann näher und näher. Kinderlachen, und eine sonderbare noch nie gehörte Melodie verwirren meine Gedanken.

Ja, sieh doch dort, auf dem Weg, auf der Strasse tollen ein paar Kinder und eine junge Frau eilen näher heran. Wirklich seltsam die Kleider, die Frau und Kinder tragen.

He Fremder, wohin des Weges, sprach die Frau und die Kinder umtanzen uns. Ihr seid wohl von weit her gekommen und wollet noch den nächsten Ort vor der Dämmerung erreichen. Welch lustiges Gewand ihr tragt, ihr kommet sicher von weit, weit her

Träume ich jetzt oder bin ich wach, verwirrt und verloren komme ich mir vor, spielen mir meine Sinne einen Streich?

Nein sprach ich, ich will nach Langenprozelten, meinem Heimatort, aber sagt mir, was macht ihr hier im Wald.

Langenprozelten, welch komischer Name, nein ein solcher Ort ist mir nicht bekannt, entweder ihr habt euch verirrt oder der Ort liegt noch viele Tagesreisen fern, am besten ihr beeilet euch, denn die Nacht naht heran. Eine Stunde des Weges findet ihr ein Kloster, dort könnt ihr anklopfen und um eine Schlafstätte bitten.
Wir müssen weiter sprach die Frau, noch rechtzeitig Raupershüne erreichen,  und bevor ich etwas sagen konnte, waren Frau und Kinder hinter einer Wegbiegung verschwunden.

He du träumst wirklich dachte ich, doch ich war wach, kein Zweifel, ich war wirklich wach.

Zögernd ging ich weiter auf dem Weg, der irgendwie anders war als sonst, mit tiefen Spurrillen versehen und unzähligen Abdrucken von Pferdehufen.

Was bedeuteten die Worte der Frau, ein Kloster eine Stunde des Weges! Ja auf diesem Weg gab es ein Kloster, allerdings vor vielen hundert Jahren.

Also ich bin wirklich auf dem richtigen Weg auf der Birkenhainer Landstrasse, denn ohne Zweifel erkannte ich die Bergrücken jenseits des Tales und hinter der nächsten Biegung fiel mein Blick hinüber zur Sohlhöhe auf der ich ja am Morgen unterwegs war. Doch irgendwie war alles anders, der Wald, das Unterholz, der Weg!

Die letzten Sonnenstrahlen des Tages glitzern durch die Wipfel der Bäume und zaubern verwegene Schatten.

So gehe ich weiter des Weges, schnell näherkommendes Pferdegetrabe verwirrt mich......

Unsicher und auch ein wenig bange verstecke ich mich hinter einem Baum und schon galoppieren verwegen aussehende Reiter an mir vorbei. Sah ich jetzt wiederum richtig, sie reiten, sitzen auf einem Tuch, ganz ohne Sattel.

Nun dachte ich bei mir, wird hier ein Film gedreht oder weshalb ist dieser Spuk im Wald. Da fiel mir mein Handy im Rucksack ein, doch es war tot, keinerlei Verbindung, ja kein Laut war dem Telefon zu entlocken.

Die ersten Vorboten der Dämmerung hüllen den Wald in ein gespenstisches Licht, ich gehe weiter und plötzlich stehe ich vor einem alten Holztor, dahinter konnte ich ein niedriges altes Haus und eine kleine Kapelle aus Sandsteinen erkennen.

Bang und doch neugierig klopfe ich und höre kurz darauf schlürfende Schritte. Das Tor öffnet sich einen Spalt und ein wild verwegenes bärtiges Gesicht blickt mir entgegen.

He Fremder, was führt euch zu dieser Tageszeit in den tiefen Wald, der Abend naht und außerdem wird gleich Donner und Blitz die Schwüle des Tages vertreiben. Sprach es und schon grollte ein Donner von fern.

 Aber ihr könnt hereinkommen und unser Gast sein.
Danke, waren meine Worte, könnt ihr mir sagen, wo ich hier bin, ich komme von der Bayerischen Schanz und möchte nach Langenprozelten, meinem Heimatort, der noch 1 ½ Wegstunden entfernt sein muss. Ich glaubte ich sei auf dem richtigen Weg, aber alles ist so seltsam hier.   

Wieso seltsam spricht der Mann, der in ein Mönchsgewand gehüllt war. Ihr seid auf der Handelstrasse, die 2 Wegstunden von hier, vom Tal des Maines, vom Ort Bradselda herauf zu uns und dann weiter nach Westen führt, dort wo die Berge wieder den Weg frei geben hinab zum Fluss, hinab zum Main ..................... und einen Ort Langenprozelten und Bayerische Schanz kenne ich nicht, habe ich nie gehört. Ihr müsst Euch in den Weiten des Waldes verirrt und verlaufen haben.

Aber kommet doch herein und haltet Rast bis zum frühen Morgen, wir werden beten und Abendmahl halten und nach erholsamer Ruhe werdet ihr sicher wieder auf euren rechten Weg zurückkommen, der euch an Euer Ziel führen wird. ......................................................